Satzarten in der syntax NJ
Satzarten
Sätze kann man unterschiedlich kategorisieren. In der gesprochenen Sprache hängt es vor allem an der Intonation, wie ein Satz aufzufassen ist: "Du musst arbeiten." kann eine neutrale Feststellung sein. "Du musst arbeiten!" kann eine Aufforderung darstellen. "Du musst arbeiten?" kann eine Frage oder eine Verwunderung zum Ausdruck bringen. In der gesprochenen Sprache herrscht dementsprechend auch eine weitgehende Freiheit in der Satzgliedstellung: "Arbeiten musst du?/!" Von all diesen Fällen soll im Folgenden absehen werden, damit die grammatischen Grundstrukturen deutlicher zum Vorschein kommen.
Die Zweitstellung des (finiten) Prädikats(teils), des Finitums, ist typisch für den Hauptsatz. Auch Umstellungen von Satzgliedern können daran nichts ändern:
"Trotz starker Zahnschmerzen habe ich in meinem neuen Bett gut geschlafen."
Allein die Stellung des finiten Prädikatsteils entscheidet jedoch - abgesehen von irgendwelchen Betonungen - noch nicht über den Charakter des Satzes.
Nach gleichem Muster wird auch der Wortfragesatz (Auf diesen kann man nur mit einem vollständigen Satz, nicht mit Ja oder Nein, antworten) gebildet:
• "Wo hast du gut geschlafen?"
• "Wann bist du eingeschlafen?"
• "Wer hat geschlafen?"
Anders verhält es sich mit Befehls- und Satzfragesätzen:
• "Schlaf gut in deinem neuen Bett!"
• "Fahr langsam!"
• "Iss!"
• "Schliefest du gut?"
• "Hast du gut in deinem Bett geschlafen?"
Hier steht das Finitum in Spitzenstellung.
Auch im Hauptsatz steht das Finitum an vermeintlich erster Stelle - darüber könnte man aber streiten - wenn ihm ein Nebensatz vorangeht: "Wenn du Schmerzen hast, musst du zum Arzt gehen!"
Manche Grammatiken verstehen diesen Fall als Zweitstellung, da der vorangehende Konditionalsatz als Satzglied in Spitzenstellung aufgefasst werden kann.
Die dritte Möglichkeit ist die Endstellung des Finitums in Nebensätzen:
• "Ich wünsche dir, dass du gut in deinem neuen Bett schläfst."
• "Ich wünsche dir, dass du gut in deinem neuen Bett geschlafen hast."
Hier sehen wir nun, dass das Finitum an das Ende des gesamten Nebensatzes getreten ist. Selbst infinite Teile stehen vorher.
Einen Sonderfall bildet der uneingeleitete Nebensatz: "Hast du Schmerzen, musst du zum Arzt gehen." Dieser Nebensatz verhält sich von der Stellung des Finitums her wie ein Fragesatz.
Schließlich machen noch Sätze folgenden Typs Schwierigkeiten: "Er sagt, er habe gut geschlafen." Vom Hauptsatz (Er sagt) her muss es sich bei "er habe gut geschlafen" um einen Nebensatz handeln. Gerne wird das begründet, dass dieser Satz gleichwertig ist zu einem "dass"-Satz (dass er gut geschlafen hat.) Bei längeren Passagen in indirekter Rede kann jedoch der Trägersatz (Er sagt) wegfallen, dann sind solche Sätze von der Stellung her eindeutig wie Hauptsätze zu behandeln..
Der Nebensatz
• ...dass du gut geschlafen hast.
• ...weil ich schlief
• ...der in seinem neuen Bett schlief
• ...in dem er gut schlief
Merkmale eines Nebensatzes sind an sich:
• Er kann nicht allein stehen
• Er wird meist von einem Relativpronomen oder Relativadverb bzw. durch eine Konjunktion eingeleitet.
• Der finite Prädikatsteil steht am Schluss.
Nebensätze werden entweder unterschieden nach ihrer Funktion oder nach ihren Einleitungswörtern:
• a) Unterscheidung zwischen Konjunktionalsatz und Relativsatz
• b) Unterscheidung zwischen Attribut- und Gliedsatz.
• c) Uneingeleitete Nebensätze.
Zu a) Die erste Unterscheidung bringt über die Erkenntnis der einleitenden Wortart hinaus nicht viel! Die Gleichsetzung von Relativsatz und Attributsatz ist nicht zulässig, da nur ca. 50% der Attributsätze auch Relativsätze sind. Ebenfalls Attributsätze: Die Tatsache, dass...; Die Frage, ob...
Zu b) Für die Funktionsbestimmung trägt die zweite Unterscheidung mehr bei. Attributsätze verhalten sich weitgehend wie einfache Attribute und dienen der Genauigkeit der Beschreibung, während Gliedsätze zur stilistischen Abwechslung und als Adverbialsätze auch zur Herstellung von Zusammenhängen und zur Erläuterungen von Gründen und Folgen dienen.
Zu c) Uneingeleitete Nebensätze wie Regnet es, fällt der Ausflug ins Wasser. werden zu den Nebensätzen gerechnet, weil sie in einen Konjunktionalsatz (Wenn es regnet,...) umgewandelt werden können.