Die Geschichte der Prager Burg
Seit elf Jahrhunderten erhebt sich auf dem langgestreckten Burghügel über dem Moldautal majestätisch die Prager Burg, das steinerne Symbol der tschechischen Staatlichkeit, der nationalen Eigenständigkeit und Souveränität. Die Prager Burg stellt ein monumentales Ensemble von Palästen, Verwaltungs- und Kirchenbauten, Wehranlagen und Wohngebäuden aus allen Baustilepochen dar. Ursprünglich war sie Sitz der böhmischen Fürsten und Könige, seit 1918 ist sie Sitz der Staatspräsidenten.
Der archäologischen Erkundung zufolge wurde die Prager Burg um das Jahr 880 von Fürst Bořivoj aus dem Geschlecht der Přemysliden erbaut. Hier gab es auβer der Befestigung und dem Burgwall auch die Residenz, die Wirtschaftsgebäude und die Stein- Rotunde der Jungfrau Maria. Sie war das zweite Kirchengebäude aus Stein in Böhmen. Im 11. und 12. Jahrhundert wurde die alte hölzerne Burg durch einen romanischen Bau ersetzt. Das Ergebnis des Umbaus war ein ganzsteinerner Komplex mit der mächtigen Befestigung und dem Palast. Nur die Wirtschaftsgebäude blieben aus Holz. Der ganze Umbau zeigte den Posten der Herrscher, wie Vratislav II., Soběslav I. und Vladislav II. Im 13. Jahrhundert wollten die letzte Přemysliden die Burg in den gotischen Stil umbauen, aber der König Přemysl Otakar II. konnte nur den Palast und die Befestigung umbauen.
An der Wende des 13.- 14. Jahrhundert ist die Burg ausgebrannt. Der erste Herrscher von Luxembourg, Jan, lieβ die Burg verfallen, weil er viel kämpfen musste, um das Reich festzuhalten. Die Zeit der Blüte war für die Burg die Regierungszeit von Karl IV., dem Sohn von Jan Luxembourg. Er wollte aus der ganzen Prager Burg eine repräsentative Residenz machen. Die Dominante der Burg, der monumentale gotische Sankt- Veits- Dom, von Karl IV. gegründet und von den Baumeistern Matthias von Arras und insbesondere von Peter Parler erbaut ( im 14. Jahrhundert ), konnte aufgrund ungünstiger Umstände erst im Jahr 1929 fertiggebaut werden. Im Veitsdom fanden die Krönungen der böhmischen Könige statt, aufbewahrt wurden hier die Krönungskleinodien und seiner Bedeutung nach ist er das zweite Nationale Kulturdenkmal. Einer bemerkenswerten Ausschmückung kann sich die Wenzelskapelle rühmen. Ferner befindet sich im Veitsdom das königliche Mausoleum aus Marmor; bildhauerisch interessant ist die Tumba der Přemyslidenherrscher, ferner die Königsgruft mit Sarkophagen mehrerer Herrscher und ihrer Familienmitglider. Der Umbau setzte sich auch in der Regierungszeit von Václav IV., Karls Sohn fort. Er hat den Umbau des Palasts und die Kapelle Allerheiligen beendet. In der Zeit der hussitischen Kriege wurde die Burg verwüstet.
Erst im Jahr 1483 in der Regierungszeit von Vladislav II. Jagellonský konnte man wieder bauen. Vladislavs Baumeister Benedikt Ried führte einige bedeutende Umbauten in spätgotischem Stil mit den Elementen der Renaissance durch. Zum Beispiel den Vladislav- Saal. Der Vladislav- Saal ist mit der festlichen Wahl des Präsidenten verbunden.
Die Dynastie der Habsburger hat den Umbau der Burg in eine Renaissance- Rezidenz im 16. Jahrhundert begonnen. Damals ( im Jahr 1534 ) entstand auch der königliche Garten mit dem königlichen Lusthaus und dem groβen Ballraum. Der Umbau gipfelte zur Zeit Rudolf II. Er hat sich dort angesiedelt und hat die Burg in ein würdiges und groβartiges Zentrum des Reiches gewandelt. Dieses Zentrum war sehr attraktiv für die Diplomaten, die Künstler und die Gebildeten. Nach dem Tod Rudolf II. entstand das Mathias- Tor, das erste Muster des frühen Barockstils. Mit dem Prager Fenstersturz begann im Jahr 1618 eine lange Zeit der Kriege. Die Prager Burg wurde beschädigt und ausgeraubt. Nach dem Jahr 1620 zogen die Habsburger wieder zurück nach Wien. Im 17. Jahrhundert war die Burg das Opfer der Okkupation und des Raubes fremder Armeen. Der gröβte Schaden war der Abtransport der Sammlung von Rudolf II. ( die Rudolfsgalerie ) im Jahr 1648.
Die Prager Burg verlor ihren mittelalterlichen Charakter erst im 18. Jahrhundert ( 1753- 1775 ), als Maria Theresia alles modernisiert hatte. Sie wurde zum letzten Mal im klassizistischen Stil umgebaut. So sieht die Burg noch jetzt aus.
Nach der Bildung der tschechischslowakischen Republik im Jahr 1918, war die Prager Burg wieder Sitz der Regierung. Sie ist auch ein bedeutendes und historisches Kulturdenkmal. Hier befinden sich die Krönungskleinodien, sterbliche Űberreste der tschechischen Könige, kostbare christliche Reliquien, Kunstschätze und auch historische Dokumente. Die Prager Burg ist ein Symbol der historischen Tradition des tschechischen Staates.