Max von der Grün Biographie

Max von der Grün Biographie
Max von der Grün wurde am 25. 5. 1926 in Bayruth geboren und wuchs in der Oberpfalz auf. Nach der Volks- und Mittelschule besuchte er eine Handelsschule die kaufmännische Lehre. Im Jahre 1944 geriet er als Fallschirmjäger in ameri-kanische Kriegsgefangenschaft, da begann er zu schreiben. Von 1951 war er als Bergmann im Ruhrgebiet tätig. Nach einem schweren Unfall wurde er vom Hauer zum Grubenlokomotivführer. Seit 1964 arbeitet er als freier Schriftsteller und war bis zu ihrer Auflösung der Mitglied der Dortmunder Gruppe 61. Sein erster Roman „Männer in zweifacher Nacht“ erschien in 1962, weitere Werke: „Irrlicht und Feuer“(1962), „Zwei Briefe an Pospischiel“(1968), „Menschen in Deutschland“ (1973) „Stellenweise Glatteis“(1973), „Leben im gelobten Land“ (1975), „Wenn der tote Rabe vom Baum fällt“ (1975) „Vorstadtkrokodile“ (1976), „Wie war das eigentlich?“ (1979), „Flächenbrand“(1979), „Etwas außerhalb der Legalität und andere Erzählungen “ (1980), „Klassengespräche“ (1981), „Späte Liebe“ (1982), „Friedrich und Friederike“ (1984) „Die Lawi-ne“(1986), „Springflut“ (1990)

Seine Wirkung in der Gruppe 61.
Im Frühjahr trafen sich in Dortmund schreibende Arbeiter und Journalisten, um darüber zu beraten, wie die Arbeitswelt wieder zum Thema der Literatur werden könnte. Im Jahr 1963 einigten sie sich über das Programm der Gruppe. Die drei Schwerpunkte waren: Unabhängigkeit ohne Rücksicht auf Interessengruppen, Berücksichtigung der Thematik Arbeitswelt, individuelle Sprache und Gestal-tung. Die Schriftsteller zu den wichtigsten gehören Max von der Grün, Wolf-gang Körner, Angelika Mechtel und Günter Wallraff lenkten die Aufmerksam-keit der Gesellschaft auf die Kehrseite des deutschen Wirtschaftswunders und das waren vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen der Arbeiter. Später gab es aber Spannungen zwischen fiktionaler und dokumentarischer Darstellung der Arbietswelt. Der Repräsentant der dokumentarischen Form, der Reportage, war Günter Wallraff. Bei den Romanen von Max von der Grün fällt auf, daß anders als bei Wallraff, nicht das Präsens, sondern das Präteritum als Zeitform des Erzählens benutzt wird. Bei ihm handelt es sich um einen fiktiven Bericht. An-fang der siebziger Jahre wurde von Günter Wallraff ein neues Programm ausge-arbeitet, in dem auch journalistische und konkrete politische Aktionen erhalten waren. Dieser politische Kurs führte zur Aufspaltung der Gruppe.

Günter Wall-raff und Peter Schütt verließen Anfang der siebziger Jahren die Gruppe 61 und orientierten sich mehr an die regionalen Wer-k-kreis-Zentren. Die Gruppe 61 löste sich 1972 auf.

Irrlicht und Feuer (erschien im Paulus-Vertrag im Jahre 1963)

Der Roman berichtet über einen Zeitraum des Lebens von Jürgen Fohrmann. Er spielt im Ruhrgebiet Anfang der 60en Jahren. Fohrmann arbeitet zuerst als Bergmann später in einem Betrieb der Stahlindustrie und dann der Elektroindu-strie. Außerdem wird auch sein persönliches Leben geschildert, die Beziehung zu seiner Frau und seinen Freunden. Oft kommt auch die Vergangenheit der Personen in der Nazizeit zur Sprache. Der ganze Roman ist im Präteritum ge-schrieben und fast immer werden die Szenen vom Standpunkt Fohrmanns (als Icherzähler) geschildert. Jürgen Fohrmann und seine Arbeit
Er arbeitet seit 15 Jahre auf der Zeche. Die Arbeit ist zwar hart, aber er hat sich daran gewöhnt. Er empfindet sie als ein notwendiges Übel, das er gedan-kenlos erdulden muß. Er gehört zu einem Team, dessen Aufgabe es ist, Löcher in die Kohle zu bohren. Er selbst sagt, er habe zwei Adame in seiner Brust, der erste erfülle die stupide Arbeit und der Andere erwache, nachdem er das Ze-chentor verlassen habe. Manchmal vergleicht er die Arbeitsatmosphäre mit der Disziplin während der amerikanischen Kriegsgefangenschaft(Let´s.go! klingelt es in seinem Kopf)
Auf einer Sonderversammlung der Belegschaft kritisieren einige Arbeiter die Einführung von ungetesteten Werkzeugen(z.B. Abbauhammer), aber auch das Mißachten der Vorschriften von der Seite der Betriebsführung, um den Profit zu steigern. Da schließt sich Fohrmann in leichtbetrunkenem Zustand an und führt diese Gedanken noch aus, indem er sagt, die Arbeiter hätten nur soweit den Mut gegen den Betriebsrat zu protestieren, als die Gewerkschaft damit einverstanden sei. Und die Gewerkschaft schütze, seiner Meinung nach, eher die Interessen der Gesellschaft und des Betriebrates als die der Arbeiter. Aber er übt auch Kritik an den Kollegen, denn er sagt, die Arbeiter versauften ihre Demokratie und sie ließen ihr Menschsein für Geld verkaufen.(Deshalb wird er von seinen Kollegen nicht anerkannt.)
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommt die Nachricht in der Zeitung von der bevorstehenden Stilllegung der Zeche. Schnell wird eine Demonstration vor dem Tor organisiert. Die Arbeiter widersetzten sich der Drohung der fristlosen Kün-digung, aber nachdem Polizei- und Feuereinheiten angekommen sind, herrscht unter den Beteiligten Spannung.

Die Demonstration endet mit einem Mißerfolg, denn wegen eines flüchtenden Arbeiters setzt sich die ganze Masse in Bewe-gung. Wenige Wochen bevor die Zeche stillgelegt wird, wird noch ein Panzer-förderer eingeführt. Er soll hier nur getesten werden, denn die Firma, die ihn “geschenkt hat”, will die Maschinen nach Südafrika exportieren. Die Maschine ist schuld an mehreren Unfällen und nach einem tödlichen Unfall weigern sich die Beschäftigten weiterzuarbeiten. Von seiner neuen Arbeit ist Fohrmann am Anfang beeindruckt. Zuerst wird er im Büro des Betriebführers mit HERR angesprochen und außerdem verdient er mehr als auf der Zeche. Aber nachdem er hier die schlechte Erfahrung gemacht hat, daß er nicht frei den Termin seines Urlaubs wählen kann und die Gewerks-chaft ihm auch nicht behilflich ist, sucht er lieber eine neue Arbeit. Kurzfristig landet er auf einer Baustelle.
Seine letzte Arbeit ist körperlich noch leichter und trotzdem noch besser bezahlt. Sein ” Traum“ in einem Kittel zu arbeiten wird wahr. Es gelingt ihm zwar nicht festzustellen, was in dem Betrieb hergestellt wird, denn seiene Arbeit besteht aus dem Bohren von 15 Löchern in vorher ausgeritzte Stellen, aber die Reinheit und die Möglichkeit mit einer Krawatte zur Arbeit zu kommen, geben ihm ein nie erlebtes Gefühl. Um die Löcher zu Bohren, braucht er aber nicht mit seinem Geist und seinen Gedanken anwesend zu sein. So stellt er fest, daß am Anfang seine Adame einander ablösten, hingegen hat er bei dieser Arbeit beide Adame auf einmal. Er kann sich nicht vorstellen, die monotone Arbeit sein Leben lang zu machen und das höhere Gehalt ist für ihn auch kein Grund seine Arbeit zu mögen. Jürgen Fohrmann und seine Frau
Jürgen ist seit 8 Jahren mit seiner Frau Ingeborg verheiratet. Im Laufe der Zeit ist aber ein großer Teil der Liebe und des gegenseitigen Vertrauens ver-schwunden. Zum Teil ist daran Jürgens Arbeit schuld, denn sie fängt seit Jah-ren um 24 Uhr an und das Bohren ist sehr anstrengend. Er selbst hofft, daß die Krise in seiner Ehe (und die weitere Entfremdung von seiner Frau) ein Kind stop-pen wird. Manchmal fühlt sich die Frau beleidigt, wenn er mehr Zeit bei seinen Freunden und Bekannten verbringt als bei ihr zu Hause und so flüchtet sie zu seiner Mutter. Erst später stellt Jürgen fest, welchen Einfluß seine Schwieger-mutter auf seine Frau hat.

Sie wird selbstständiger und findet sogar eine eigene Arbeit in einer Fabrik(Das hilft dem Haushalt, denn sie sind verschuldet.) Mit mehr Geld steigen auch Ingeborgs Ansprüche, es liegt ihr mehr an ihrem Ei-gentum, sie wird neidisch und geldgierig.(So empfindet es wenigstens Jürgen.) Sie akzeptiert ihren Mann immer weniger, aber Jürgen befolgt die Ratschläge seiner Freunde sie zu schlagen nicht, sondern er findet ein neues Hobby - seinen Garten als ein Mittel der Realität zu flüchten. Inzwischen steigert sich sein Wun-sch nach dem Kind, aber jetzt schon als Mittel seine Frau zu Hause zu halten. Als sie 5000 DM gewinnt, erkennt er sie in diesem Augenblick nicht wieder - sie ist jung und ausgelassen. Er ist auch in diesem Moment glücklich, er fühlt sich frei - von allen Schulden erlöst. Davon will aber Ingeborg nichts hören, am lieb-sten würde sie ein Auto kaufen. Jürgen gibt die Hoffnung, daß seine Frau bald ein Kind bekommen wird, nicht auf.
Jürgen Fohrmann und seine Freunde
Zu seinen ältesten Freunden gehören Karl Borowski und seine Familie. Karl ist während des Zweiten Weltkriegs politischer Gefangener und später in russis-cher Gefangenschaft gewesen und alser wieder zurück ist, ist er nicht mehr wie vorher. Er ist verwirrt, bekommt Nervenanfälle und verbringt den ganzen Tag mit der Planung irrealer politischer Entwürfe. Jürgen hat für ihn Verständnis und verbringt mit ihm einen Teil seiner Freizeit. Sehr gut versteht er sich mit Karls Frau Veronika, die er vor Jahren unter Einsatz seines Lebens beschützt und gerettet hat. Er spricht mit ihr über die Probleme in seiner Ehe und auch über seine Beziehung zu Irene, der er zufällig begegnet ist. Eine ebenso gute Be-ziehung hat er auch zu Veronikas Tochter. Sie ist ja um eine Generation jünger, aber das schadet der Beziehung nicht. Sie helfen sich gegenseitig in schwierigen Situationen und Rosi versteht Jürgen und seine Lage in seiner Ehe. Andere Umstände der Herausgabe des Romans
Einer der Mittelpunkte der Romanhandlung ist die Schilderung eines tödlichen Betriebsunfalls. Der Icherzähler und die Hauptfigur des Romans - Jürgen Fohr-mann ist mehr als einem Jahrzehnt bei der Zeche beschäftigt, als hier ein me-chanischer Kohlenhobel, sogenannter Panzerförderer eingesetzt wird. Die Maschine soll hier erprobt werden und die Zeche selbst später stillgelegt werden. Die Maschine verursacht mehrere Unfälle und als die Kette des Hobels reißt, schlägt eines der herumfliegenden Kettenglieder einem Steiger den Kopf ab. In dieser Maschine des Romans erkannte aber die Bergwerksmaschinenfabrik „Westfalia Lünen“ ihren Panzerförderer wieder. Die Firma fand die Schilderung von der Grüns geschäftsschädigend und erhob Klage noch vor Erscheinen des Buches.

Ein Kapitel des Buches wurde aber in einer Zeitschrift vorabgedruckt, der Streitwert betrug 100 000 DM und hätte den Autor und den Verlag ruiniert.
Der Roman Irrlicht und Feuer durfte erscheinen und der Verlag „Neue Il-lustrierte“ erwarb die Nachdruckrechte, aber die unternehmerkritischen Passa-gen wurden gestrichen und das Buch trug jetzt den Titel: Nach uns die Sintflut in die Öffentlichkeit. Es hatte aber mit von der Grüns Buch kaum mehr etwas zu tun. Die Leitung der Zeche, bei der Max von der Grün arbeitete, drohte ihm mit wirtschaflichen Repressalien - man teilte ihn nur noch für die Nachtschicht ein (man wollte seine Teilnahme an Rundfunkdiskussionen und Fernsehaufnahmen verhindern) und so entschloß er sich zur Kündigung. Obwohl er noch ein paar Versuche unternahm, wurde er nirgendwo eingestellt (weil sein Name wahrs-cheinlich auf einer schwarzen Liste der Bergbauunternehmen stand). Am Anfang des Prozesses mit der Firma „Westfalia Lünen“ standen noch die-Gewerkschaftspresse und die Gewerkschaftsvertreter auf der Seite des Autors, aber als es im November 1963 zum dritten Verhandlungstermin vor dem Ober-landesgericht kam und der komplette Roman vorlag, war es mit der Solidarität der Gewerkschaft vorbei. Die Hauptfigur - Jürgen Fohrmann kritisiert öffentlich die ganze innerbetriebliche Gewerkschaftpolitik, und so legte auch die Gewerks-chaft (IGBE) Protest gegen die Herausgabe des Romans ein. Die Interessenver-treter der Arbeiter warfen von der Grün vor, er habe in dem Roman das eigene Nest beschmutzt. Jedoch erschien er in 18 Sprachen, was er auch der unfreiwil-ligen Werbung der Unternehmer und der Gewerkschaft verdankt. Von der Grün wurde auch in die DDR eingeladen, wo man ihm das seltene Lob erteilte, wahrs-cheinlich weil er das westdeutsche „Wirt-schafts-wunder“ jedenfalls im Ruhrgebiet in Frage stellte.
Der Roman Irrlicht und Feuer wird trotz seiner gestalterischen und sprachlichen Mängel als ein wichtiger Beitrag zur westdeutschen Gegenwartsliteratur be-trachtet. Auch weil er eben die Menschen und keine Heroen schildert und das Leben der Arbeiter auch außerhalb des Betriebes und in ihrer Freizeit, wie z.B. das Verhältnis Fohrmanns zu seiner Frau und umgekehrt, das sich manchmal nur auf Streitereien beschränkt, bei denen es ausschließlich um Geld geht.
(Die Schwäche des Romans ist, daß die komplexe Thematik die Darstellungs- und Ausdrucksmöglichkeiten des Verfassers überfordert)

Stellenweise Glatteis
Der in einem Dortmunder Transportunternehmen arbeitende Lastwagenfahrer Karl Maiwald ist durch effektive Verbesserungsvorschläge im Betrieb seinem Arbeitgeber angenehm aufgefallen und steht kurz vor der Beförderung zum Fa-hrdienstleiter.

Er entdeckt zufällig, daß eine im Betrieb eingebaute Gegenspre-chanlage als Abhörsystem funktioniert, um die Arbeiter an ihrem Arbeitsplatz zu bespitzeln und Informationen zu sammeln, damit Material zur Verfügung steht, das gegen einzelne eingesetzt werden kann.Maiwald deckt diese Mißstände auf, setzt seine eigene Karriere aufs Spiel und gerät in eine Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber hinein, gekennzeichnet durch Entlassung, Streiks, Wiedere-instellung und erneute Entlassung. Diese Situation mündet in einen moralischen Konflikt: In einen schweren Unfall verwickelt, will sein Arbeitgeber seine Will-fährigkeit durch eine Vertuschung der Anglegenheit erkaufen. Maiwald ents-cheidet sich für die politische Aktion und setzt damit seine berufliche Existenz endgültig aufs Spiel. Die Literatur der Arbeitswelt
In den 20er Jahren entstanden die sogenannte “Arbeiterdichtung” und die proletarisch-revolutionäre Literatur. Noch damals wurden die Grundfragen der Literatur der Arbeitswelt gestellt. Und zwar ob die Arbeiterliteratur Literatur über Arbeiter oder von Arbeiter ist, ob die Dokumentation genügt, oder sind, um Leserschaft zu gewinnen und zu überzeugen, die Mittel der fiktionalen Unter-haltung unumgänglich und ob die soziale Perspektive verbindlich ist. Darauf hatten die ´Gruppe 61´ und der ´Werkkreis Literatur der Arbeitswelt´ unterschiedliche Meinung.
Die dortmunder ´Gruppe 61´ machte das Thema Arbeitswelt interessant und so bereitete sie den Boden dem ´ Werkkreis Literatur der Arbeitswelt ´. Die im gan-zen Bundesgebiet gebildene Werkstätten wollten eine entschieden antibürger-liche, dokumentarische Literatur produzieren. Die Texte wurden aber nicht von individuellem Schriftsteller hergestellt, sonder in einem Werkstattkollektiv im produktiven Austausch zwischen schreibenden Arbeitern und literarisch ges-chulten Akademikern.
Günter Wallraff
wurde im 1942 in Burscheid bei Solingen geboren. Er absolvierte Buchhän-dlerlehre. Nach dem Prozeß wegen seiner Wehrdienstverweigerung arbeitete er-bis 1965 in fünf verschiedenen Industriebetrieben.
Er gehörte zu den puren Dokumntaristen in der Gruppe 61 und schrieb Indu-striereportagen und Enthüllunsstories über sozial schlimme Praktiken von Kon-zernen und Zeitungen. In seinen Rollenreportagen nimmt er eine andere Identität an - er spielt z.B. einen Obdachlosen, einen Alkoholiker, einen Chemiefabri-kanten, einen Reportern, um Informationen zu erhalten.